Rumänientourismus

Stimmt es, dass Graf Dracula im berühmten Draculaschloss Bran in Transsilvanien lebte? Das Schloss Bran liegt etwa 30 Kilometer von der Stadt Brasov/Kronstadt entfernt und ist eine alte Burg aus der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts. Die turm- und schießschartenreiche Anlage diente den Kronstädtern als Schutz vor den osmanischen Eroberern. Schloss Bran wird seit den 1970er Jahren den Touristen als einstiger Wohnsitz von Dracula präsentiert. In Wirklichkeit hat es Vlad Tepes Draculea, der Nachkomme eines Walachenfürstes und historisches Vorbild für Graf Dracula, nie betreten. Findige rumänische Tourismus-Geschäftsleute entschieden in den 70er Jahren einfach, Bran fortan als Draculaschloss zu bewerben, weil es einfach so aussieht, als ob Dracula sich hier wohl gefühlt haben könnte. Und obwohl dies schon lange kein Geheimnis mehr ist, floriert das Geschäft mit Vampir- und Draculakitsch rund um das Schloss Bran hervorragend. Graf Vlad Tepes Draculea (1431-1476) hatte auch - die enttäuschten Leser mögen verzeihen - keinerlei vampirische Eigenschaften. Es rankten sich zwar schon zu seinen Lebzeiten zahlreiche Legenden um ihn, zum Beispiel, dass er Menschenfleisch verspeist haben soll und Zehntausende seiner Gegner gepfählt habe. Doch diese Legenden waren wahrscheinlich bewusst in Umlauf gebracht worden, um sich den Respekt seiner Feinde zu sichern. Bram Stoker, der irische Schriftsteller und Verfasser von "Dracula" besuchte niemals den Handlungsort seines Romans. Er hatte lediglich einige Schauersagen aus Transsilvanien gelesen und darauf seinen berühmten Roman aufgebaut. Ende des 19. Jahrhunderts wurde so aus dem historischen, spätmittelalterlichen Walachenfürst Vlad Tepes Draculea die Romanfigur Graf Dracula, der Vampir.